Es ist Sommer, und wir liegen am Strand. Oder vielmehr dort, wo die Nordsee gerade eine schöne Fläche darbietet, auf der die Kinder den besten Sand vorfinden. Dieser Sand, der die besten Burgen, Kuchen und Eiskugeln zaubern lässt. Wir entspannen, die Kinder amüsieren sich, und wir müssen so gar keine Sorge haben, dass die Kinder zu nah ans Wasser laufen – es ist ja keines da. Wir sind zwei junge Frauen, und wir haben unsere knapp Zweijährigen, jede Menge Krams und 2 Buggies dabei.

Natürlich wissen wir, dass es hier Gezeiten gibt, und das werden wir ja wohl mitbekommen und dann genug Zeit haben, alles einzusammeln und zurückzugehen. Wir werden doch wohl sehen, wenn das Wasser von dort hinten langsam ankommt. Haben wir im Blick.

Als ich mich umdrehe, sehe ich, womit ich nicht gerechnet hatte: Das Wasser kommt von der anderen Seite 

Wir packen unsere Kinder und den ganzen Kram zusammen – einfach in die Buggies reingeschmissen, der eine schon überladen, aber egal, Hauptsache alles dabei. Die Reifen bohren sich in den Sand und verschwinden im Wasser. Doch wieder ein Stück zurück und dann ein paar hundert Meter parallel, denn da ist es noch nicht tief. Wir legen einen Schritt zu, wie ein Wettlauf mit dem Priel, der sich schnell füllt.

Als wir am Auto angekommen sind mit den ganzen nassen Sachen und der Schreck vorüber ist, müssen wir lachen: Wie haben wir uns doch verschätzt. Und am Ende dazugelernt. Nicht nur, was die Flut in St. Peter an der Nordsee angeht.

Wir erkennen, dass die Welt um mich herum immer in Bewegung sein wird, die Gezeiten des Lebens werden unaufhörlich kommen und gehen 

Was nicht in unserer Macht liegt, können wir nicht ändern – und merkwürdigerweise liegt genau darin eine besondere Freiheit. Denn unsere wahre Stärke besteht nicht darin, das Unveränderliche zu kontrollieren, sondern darin, zu erkennen, worauf wir Einfluss haben und worauf nicht.